Karneval

Karneval und Knigge?! Passt das zusammen? Ein klares Ja.

Karneval und Knigge?! Passt das überhaupt zusammen?

Das ist eine durchaus spannende Frage. Ich bin der Meinung, dass es kein Widerspruch ist. Wer das Karnevalskostüm anzieht und gleichzeitig die guten Umgangsformen ablegt, hat weder den tieferen Sinn des Karnevals noch den wahren Geist Knigges erkannt. Es gilt, in jeder Situation respektvoll und wertschätzend mit den Mitmenschen umzugehen. Und das gilt eben auch zur Karnevalszeit.

An erster Stelle ein Tipp für alle, die mit dem „närrischen Treiben“ rein gar nichts zu tun haben möchten. Überlegen Sie doch einfach, während der Tage einen kleinen Urlaub zu planen. Ist das ausgeschlossen, aktivieren Sie bitte Ihr Toleranz-Potenzial, statt eingefleischte Jecken mit Vorwürfen über ihr „verrücktes Tun“ zu konfrontieren. Und: Bleiben Sie gelassen! Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Das ist nicht nur ein beliebtes Karnevalslied, es ist die absolute Wahrheit.

Für alle, die gern mitfeiern, habe ich ein paar spannende Tipps zusammengestellt. Besonders anspruchsvoll sind ohne jeden Zweifel Karnevalssitzungen. Die können nämlich von sehr zünftig bis hochelegant stattfinden. Die gewünschte Art geht in der Regel bereits aus einem Kleidungshinweis in der Einladung hervor. Sich als Gast daran zu halten, ist im Karneval ebenso höflich wie bei jeder anderen Veranstaltung. Findet sich der Hinweis: „Karnevalskostüm erbeten“, deutet das auf eine eher zwanglose Sitzung hin. Andernfalls wird um „Smoking/dunklen Anzug“ oder „festliche Kleidung/Abendkleidung“ gebeten.

Ein fester Bestandteil von allen Veranstaltungen sind Auftritte von Tanz- und Musikgruppen, aber auch Komiker und Büttenredner gehören fast immer dazu. Oftmals stehen hinter diesen Auftritten Ehrenamtliche bzw. Amateure, die oft monatelang mit viel Herzblut dafür trainiert und geprobt haben. Hier ist der freundliche Applaus am Ende der Darbietung besonders wichtig. Mit lauten Bravo-Rufen oder Standing Ovations dokumentieren Sie, dass es Ihnen besonders gut gefallen hat. Geizen Sie damit bitte nicht – damit fallen Sie unangenehm auf. Ein Tabu ist bei Karnevalssitzungen das Pfeifen. Im Gegensatz zu Pop-Konzerten wird es im Karneval ausschließlich als Abwertung, also negativ empfunden. Genauso werden bei den Darbietungen laute Unterhaltungen an den Tischen eingestellt, es gilt als störend wie sonst bei Vorführungen oder Reden. Eine traditionell schöne Geste ist es, Auftretende bei Ihrem Weg durch den Saal – wenn sie ihn denn wählen – mit Aufstehen willkommen zu heißen. Beim Ausmarsch nach dem Auftritt ist es ein Zeichen der Anerkennung, wenn das Publikum sich auch dann noch einmal erhebt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Alkohol. Für viele gehören Karneval und ein besonders ausgeprägter Alkoholgenuss fest zusammen. Das ist ein Irrglaube. Auch wenn einige Menschen das immer noch hartnäckig behaupten. Wer bei alkoholfreien Getränken bleiben möchte, kann genauso fröhlich und ausgelassen mitfeiern wie die Karnevalisten, die etwa Wein, Bier oder Schnaps mögen. Was schon im Straßenkarneval viele stört, ist gerade auch bei Sitzungen verpönt, weil unschön: Wenn Gäste ihre Alkoholverträglichkeit falsch einschätzen. Bei privaten Faschingsfeiern gilt für Gastgebende: Akzeptieren Sie hier ein „Nein, danke“ seitens eines Gastes auf das Angebot eines alkoholischen Getränks ebenso prompt wie bei anderen Einladungen. Aus welchem Grund auch immer diese Ablehnung entsteht, hat dabei niemanden zu interessieren. Verzichten Sie auf Nachfragen dazu.

Zwei besonders beliebte Karnevalstraditionen sind das Bützen und Schunkeln. Beim Bützen handelt es sich tatsächlich nur um einen leichten Kuss auf die Wange – und wirklich nur auf die Wange. Dieses Küsschen hat nichts Verpflichtendes an sich. Es ist einfach ein Ausdruck von Sympathie im Verbund mit ausgelassener Feierlaune. Seinen Ursprung hat das Bützen im Rheinland, dort ist es immer noch stark verbreitet und sehr beliebt. Es ist ein besonders großer Fauxpas des Karnevals-Knigges, ein solches „Bützchen“ auf dem Mund seines Gegenübers zu platzieren.

Ähnliches gilt für das Schunkeln. Auch hier gibt es im Karneval klare Spiel- bzw. Feierregeln. Sie können sich dem gemeinschaftlichen Schunkeln schlichtweg nicht entziehen. Sich unterzuhaken und gemeinsam hin und her zu bewegen, gehört nun einmal einfach dazu. Außerdem ist es ein Ausdruck des Miteinanders. Ganz gleich ob Frau oder Mann, welche Sprache eine Person spricht oder welcher Nationalität sie ist: Beim Schunkeln wird jeder Mensch angelächelt und in die fröhliche Gemeinschaft einbezogen.

Ob jeck oder nicht jeck, kommen Sie gut durch den Karneval!